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Wie Gesprächspsychotherapeuten in Deutschland versuchen, Erfahrungsorientierte Psychotherapie für sich zu beanspruchen

In der letzten Kolumne habe ich einen Erfahrungsbericht von der "Fifth International Conference on Client-Centered and Experiential Psychotherapy" 24.-29.6.2000 geschrieben. Im PsychotherapeutenFORUM 5/2000 (S. 40f.) veröffentlicht Eva-Maria Biermann-Ratjen einen Artikel unter der Überschrift "Gesprächspsychotherapie international: Eindrücke von einer Tagung". Darin heißt es an einer Stelle:

"Während es in der Forschervereinigung bisher vor allem um die Spannungen zwischen Vertretern einer "purely relational" und einer auch "experiential" Psychotherapie gegangen war, sahen sich nun plötzlich in dieser Runde GwG -Vertreter (Gesellschaft für wiss. Gesprächspsychotherapie, A.V.) mit dem Wunsch deutscher Gestalttherapeuten konfrontiert, die Ergebnisse der Erforschung der Client-Centered and Experiential Psychotherapy, wie sie z.B. von Greenberg in Toronto betrieben wird, als Nachweis für die wissenschaftliche Fundierung der Gestalttherapie in Deutschland anzusehen."

Hierauf habe ich Frau Biermann-Ratjen wie folgt geantwortet (auszugsweise):
"Ich - als u.a. Gestalttherapeut - bin nicht wegen der Klientenzentrierten Therapie und ihrer Forschungsergebnissen nach Chicago gekommen sondern als Erfahrungsorientierter Psychotherapeut. Auch die beiden Forschertreffen, die übrigens auf meine Anregung stattfanden, waren für TherapeutInnen bestimmt, die sich als Erfahrungsorientierte Psychotherapeuten (im Sinne Leslie Greenbergs) verstehen. Es ging um Leslie Greenbergs Vision, daß sich verschiedene Humanistische Psychotherapieverfahren unter dem Dach Erfahrungsortientierter Psychotherapie zusammentun (siehe sein Handbook of Experiential Psychotherapy), um so gemeinsam ihren Einfluß auf allen Ebenen zu verstärken. Wir haben Klientenzentrierte Psychotherapeuten gefragt, ob sie Interesse an einer Kooperation haben. Die GwG-Vertreter haben sich in einer Weise abgeschottet, die auch von den anwesenden Amerikanern als schockierend empfunden wurde.

Ich kann ja verstehen, daß die Klientenzentrierte Therapie sich nach innen schwertut, den Prozeß-Erfahrungs-Ansatz Greenbergs zu integrieren, weil sie damit die Gesprächstherapie um gestalttherapeutische Elemente bereichert und diese damit nicht mehr "purely relational" ist. Daß Sie aber nach außen den Prozeß-Erfahrungs-Ansatz für sich zu reklamieren scheinen ist wirklich befremdlich - Sie waren doch anwesend, als Leslie Greenberg und Jean Watson ausdrücklich betont haben, daß sie sich als Zwitter (hybrid) verstehen und ihre Forschungsergebnisse als wissenschaftliche Fundierung gleichermaßen für die Klientenzentrierte Therapie wie für die Gestalttherapie zu betrachten sind."
Ich finde es nicht akzeptabel, in welcher Weise die Arbeit von Leslie Greenberg, Robert Elliott und MitarbeiterInnen von Gesprächspsychotherapeuten berufspolitisch instrumentalisiert wird.

©2000 Achim Votsmeier-Röhr

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

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