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Strömungen innerhalb der Gestalttherapie oder: "Contact is the appreciation of differences" (F.Perls)

Wenn ich mich zurückerinnere an Diskussionen unterschiedlicher Ansichten über Aspekte der Gestalttherapie, fallen mir eigentlich nur die spannenden Theorie-Debatten in den 80er Jahren im Gestalt Journal ein. Hier wurde z. B. diskutiert über die Theorie des Selbst (z.B.Tobin und Yontef, Latner und Yontef) und über den "Westküsten- und Ostküsten-Stil" (From, Resnick). Allerdings wurden diese Debatten im Nachhinein wenig reflektiert (mit Ausnahme vielleicht durch McLeod, L., Brit. Gestalt Journal 2,1993 zur Theorie des Selbst).
Dies ist ein bedauerlicher Mißstand - es fehlt in der Gestalttherapie die Kultur eines theoretischen Diskurses, aus dem im dialektischen Sinne neue Synthesen entstehen oder definitive Unvereinbarkeiten klar ausgewiesen werden könnten.

Aber wozu soll das nötig sein, mag der/die eine oder andere fragen? Es ist nötig! Um eine moderne und entwicklungsfähige Psychotherapie- Theorie zu entwickeln und zu pflegen, die in der Lage ist, flexibel auf neue Aufgaben und Herausforderungen zu reagieren (wie auf die notwendige Differenzierung in der Behandlung von Menschen mit neurotischen und strukturellen Störungen oder der Bedeutung von Traumatisierungen in der Ätiologie vielen psychischer Erkrankungen) bedarf es Klarheit, Systematik und Konsistenz. Nur so kann man definieren, an welchen Stellen durch eine neue Anforderung eine Veränderung nötig ist und wo nicht.
Für so eine Theorie müssen jedoch zuerst unterschiedliche Strömungen innerhalb der Gestalttherapie explizit gemacht werden und in einen kritischen Dialog treten.

Ich möchte an dieser Stelle erst einmal zu einer Bestandsaufnahme über Unterschiede einladen, überhaupt ins Gespräch zu kommen, z.B. im Forum auf dieser Seite. Im Handbuch der Gestalttherapie (Fuhr, R. et.al., 1999) werden einige Strömungen in der klinischen Tradition genannt, New York, Los Angeles, Cleveland (163), die großen Organisationen Association for the Advancement of Gestalt Therapy (AAGT) und die International Gestalt Therapy Association (IGTA) (185) in den USA. Allerdings wird nicht deutlich, was diese Richtungen voneinander unterscheidet und welche Gemeinsamkeiten bestehen. Es wird jedoch davon ausgegangen, daß Grundkonflikte nur noch eine untergeordnete Rolle spielen (191). In Deutschland gibt/gab es meines Wissens kaum eine Diskussion, einmal abgesehen von den kontroversen Reaktionen auf Staemmler/Bock´s Buch "Neuentwurf der Gestalttherapie" 1987.
In informellen Diskussionen geht es meiner Erfahrung nach meist um die "reine Lehre" und nicht um eine kritische und fruchtbare Würdigung von Unterschieden.

Welche Gedanken haben Sie, verehrte LeserInnen, zu dieser Thematik?

©2000 Achim Votsmeier-Röhr

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

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