"Die Basis für empirisch begründete Aussagen über die Wirkungen von Gestalttherapie bei Patienten mit klinisch relevanten Störungen ist gegenwärtig noch sehr schmal. Das liegt zum einen an der geringen Anzahl von Untersuchungen (7), in den Gestalttherapie allein oder in Kombination mit einem anderen Therapieverfahren (Transaktionsanalyse und bioenergetische Übungen) mit einer Kontrollbedingung oder einer anderen Therapie verglichen wurde, zum anderen aber auch daran, daß in diesen Untersuchungen einschließlich der Vergleichsbedingungen insgesamt nur 244 Patienten untersucht wurden (Letzte von Grawe zitierte Untersuchung allerdings 1984, A.V.). (...)

Die Ergebnisse zu den Formen der Gestalttherapie, die bisher untersucht wurden, deuten an, dass gestalttherapeutische Vorgehensweisen durchaus in einem weiten Veränderungsspektrum signifikante positive Therapieeffekte bewirken könnten. Es ist aber durch Kontrollgruppenvergleiche nicht genügend gesichert - allerdings auch nicht ausgeschlossen -, daß diese Effekte wirklich auf die gestalttherapeutischen Interventionen zurückgehen und dass sie dauerhafter Natur sind." (...)

Die festgestellten Ergebnisse schliessen "nicht aus, dass sich Gestalttherapie in weiteren Untersuchungen als sehr wirksames Therapieverfahren mit einem breiten Wrikungsspektrum erweisen könnte. (...)

Dass das Wirkungspotential der Gestalttherapie trotz der erst geringen Zahl überzeugender Wirksamkeitsstudien von uns eher positiv eingeschätzt wird, liegt auch mit daran, dass es Befunde aus der nicht-kontrollierten Prozess-Outcomeforschung gibt, die eher auf ein hohes Wirkungspotential bestimmter gestalttherapeutischer Vorgehensweisen, wie etwa "experiential confrontation", hinweisen."

Literatur:
Grawe, K., Donati, R., Bernauer, F.; Psychotherapie im Wandel - Von der KOnfession zur Profession. Hogrefe, Göttingen 1994.