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Achim Votsmeier (1992) Eine
ausgewählte illustrative Bibliographie Eine Besonderheit der Theorie der Gestalttherapie ist,
daß sie weniger ein abgeschlossenes Theoriegebäude als
vielmehr ein integrativer Bezugsrahmen ist. Anfangs will ich jedoch einige Gesamtdarstellungen erwähnen, in denen die wesentlichen Konzepte der Gestalttherapie beschrieben werden:
Die philosophische Grundlage der Gestalt-Therapie ist die "existentielle Phänomenologie". Die phänomenologische Exploration der Existenz der Person gibt die Methode und die Richtung des gestalttherapeutischen Vorgehens an. Diese Basis der Gestalt-Therapie ist in der Literatur kaum systematisch und detailliert beschrieben worden. Neuerdings gibt ein Buch einführend Aufschluß über die Materie:
Eine detaillierte Darstellung der existentiellen Konflikte und spezifischen Ängste sowie der Abwehr dagegen und der entsprechenden Therapie gibt:
Interessant ist, daß die Begründer der
Gestalt-Therapie diese ursprünglich "Existentielle
Therapie" taufen wollten, jedoch durch die eher
pessimistische Haltung des damalig aktuellen
französischen Existentialismus davon abkamen. Zur Vertiefung der Verständnisses einer so verstandenen "Dialogischen Gestalt-Therapie" sei die Lektüre der Werke Martin Bubers empfohlen, der neben Paul Tillich einen großen Einfluß auf Laura Perls gehabt hat und so die gestalttherapeutische Haltung der "Heilung durch Begegnung" prägte. Buber wird als "religiöser Existentialist" (Störig) bezeichnet, manchmal auch als "gläubiger Humanist" und verkörpert eine Spiritualität, die den Dialog zwischen Person und Person nur vor dem Hintergrund des Dialogs zwischen Mensch und Gott möglich sieht und umgekehrt (Yontef). Einige empfehlenswerte Bücher:
Zur spezifischen Übertragung auf die Gestalt-Therapie
möchte ich
Die Existenz des Menschen wird in der Gestalt-Therapie in seiner entfalteten Vielschichtigkeit sowie als einheitliches Ganzes gesehen. Wir betrachteten bisher die Ebene des Einzelnen und seines subjektiven Erlebens und die Ebene der Beziehung, in diesem Fall der therapeutischen Beziehung. Welche Ebene ich betrachte hängt von der Perspektive des Beobachters ab. Die Gestalt-Therapie betrachtet den Lebensraum, der
die Person und ihre Umwelt umschließt, als ein "Feld"
(Lewin). Diese Bewußtheit (awareness) von Unterschieden ist
die Voraussetzung für Kontakt.
"Kontakt" ist die Bewußtheit der Grenze
zwischen mir und einer anderen Person, wobei
"Grenze" den Prozeß gleichzeitigen Bindens und
Trennens bezeichnet. Praktisch findet Kontakt als
Berührung meines subjektiven Erlebens mit dem
subjektiven Erleben des anderen statt. Diese Einsichten in eine übergeordnete Existenzebene
des Menschen verdankt die Gestalt-Therapie der "Gestaltpsychologie",
was ihr auch den Namen gab.
Die Aufgabe und der Sinn von Psychotherapie liegt im
Fördern von Bewegung und Veränderung auf Seiten der
Klienten, die ja in Therapie kommen, weil ihr Leben
stagniert, festgefahren ist, in dysfunktionalen Mustern
erstarrt ist und bei ihnen oder anderen oder beiden
großes Leid verursacht, so groß, daß sie es als
not-wendig erleben, professionelle Hilfe in Anspruch zu
nehmen, weil sie ihr Leben auf ihre Art nicht mehr
bewältigen können.
Diese "Paradoxe Theorie der Veränderung" ist ein weiteres Kriterium der Gestalt-Therapie und wird in einem Artikel von Beisser näher definiert:
Fritz Perls hat in seinen späteren Jahren diesen
Prozeß der Veränderung in seinem "Impasse-Modell"
detailliert beschrieben, wobei er auch den Widerstand
gegen Veränderung miteinbezog. Er unterschied
verschiedene Phasen: Dies ist z.B. nachzulesen im schon erwähnten Buch von:
Eine Aussage der Feldtheorie ist, daß Prozeß
und Struktur untrennbar und komplementäre
Aspekte des Ganzen sind. Auch im neueren systemischen
Denken spricht man von Struktur als der
räumlich-zeitlichen Ordnung von Prozessen (Jantsch; Die
Selbstorganisation des Universums, München 1979). Die
Konzeptualisierung der Gestalt-Therapie war der Versuch,
eine Prozeßsprache für das "Selbst" und
andere Aspekte menschlichen Seins zu schaffen. Die
strukturellen Aspekte blieben eher unbeachtet und wurden
auch in der Theorie vernachlässigt. Diese Existenzebene oder Perspektive ist in der
Gestalt-Therapie jedoch durchaus vorhanden, hat
allerdings weniger Niederschlag in der Literatur
gefunden. Hier ist die Arbeit von Laura Perls zu nennen,
deren Verständnis von Gestalt-Therapie nach eigenen
Worten auf der "Organismischen Theorie" Kurt
Goldsteins beruht. Laura Perls benennt diese Ebene in ihrem
"Kontakt-Support"- Konzept. Kontakt und Support
stehen in einem Figur-Grund- Verhältnis (ein Konzept aus
der Gestaltpsychologie), der Hintergrund erst gibt der
Gestaltbildung im Vordergrund seine Bedeutung, ein
mangelhafter Hintergrund verhindert bedeutungsvollen
Kontakt. Sie versteht "Self-Support" inhaltlich,
meint die Kapazitäten und Fähigkeiten einer Person,
eingeschlossen seiner genetischen Ausstattung,
Körperhaltung, Wissen etc..
In Kurt Goldsteins' Arbeit geht es um den strukturellen
Aspekt, darum, wie die Erfahrungen eines Menschen
integriert oder intern organisiert werden, und zwar im
Dienste der Aufrechterhaltung seiner Identität und
Individualität in Kontakt und Beziehung mit anderen
Menschen und der Welt. Er beschäftigt sich auch mit den
Konsequenzen eines dysfunktionalen organismischen
Hintergrunds für den Prozeß der Integration und
Organisation von Erfahrungen.
In einem Artikel habe ich versucht, diese
organismische Perspektive anzuwenden, um ein
gestalttherapeutisches Erklärungsmodell der
Borderline-Persönlichkeit vorzustellen, welches
Borderline-Zustände als Phänomene beeinträchtigter
"Self-Support"-Funktionen versteht und näher
beschreibt.
Die bisher beschriebenen Existenzebenen sind die Kriterien und Wesenselemente der Gestalt-Therapie. Diese bestimmen den Kontext gestalttherapeutischen Handelns. Auf dieser Grundlage gibt es noch eine vielfältige Literatur zu speziellen Anwendungen der Gestalt-Therapie: Die gestalttherapeutische Arbeit mit Träumen wird illustriert in:
Zur Anwendung in der Körperarbeit verweise ich auf:
Eine Sammlung von Gestalt-Experimenten zur Schulung von Wahrnehmung und Bewußtheit gibt:
Ihre Anwendung in der Familientherapie beschreibt:
Zur Gestalt-Gruppentherapie siehe:
Zur Beratungsarbeit ist neuerdings erschienen:
Gestalt-Therapie hat auch in die Pädagogik Eingang gefunden. Eine Einführung gibt hier:
Allgemein zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist lesenswert:
Jeweils aktuelle Beiträge zur Weiterentwicklung der Gestalt-Therapie in Theorie und Praxis sind den Fachzeitschriften zu entnehmen:
©1992 Achim Votsmeier |
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